Von Roman Probst. Wer eine Aktiengesellschaft gründet, muss zwingend einen Verwaltungsrat (VR) stellen. Was dieser im Unternehmen zu tun und zu lassen hat, ist im Obligationenrecht vorgeschrieben. Doch wie setzt sich der ideale Verwaltungsrat zusammen und welchen Mehrwert bringt er dem Unternehmen?
Der Verwaltungsrat ist die Oberleitung der Gesellschaft, legt die Organisation ebendieser fest und ist verantwortlich für die Ausgestaltung des Rechnungswesens, der Finanzkontrolle und der Finanzplanung“ eine Auswahl der Aufgaben, für die ein Verwaltungsrat gemäss dem Obligationenrecht zuständig ist. Das alles hört sich sehr nach Kontrolle an, und womöglich haben viele Unternehmer Angst davor, vom Verwaltungsrat in ein Korsett gezwängt zu werden, das die Realisierung der eigenen Vision nicht mehr erlaubt. Das muss nicht sein. Schliesslich kann man sich den Verwaltungsrat selber zusammenstellen.
Von den Erfahrungen profitieren
Keine Frage, der Verwaltungsrat ist und bleibt ein Pflichtorgan. Als Unternehmer wissen Sie aber bestimmt, wie man aus der Not eine Tugend macht. Erika Hillers-Breu, die Verwaltungsratspräsidentin der TRANSLATION-PROBST AG, sieht die Vorteile in der Effizienzsteigerung: «Ein Verwaltungsrat verfügt über einen grossen Rucksack an Erfahrungen, dank derer die Effizienz und Effektivität des Unternehmens gesteigert wird.» Zudem nimmt der Verwaltungsrat eine objektive Position ein, wirft von aussen einen Blick auf das Unternehmen und behält die Langzeit-Entwicklung im Auge. Dadurch können mögliche Chancen früh entdeckt und Gefahren bereits im Keim erstickt werden. Zu guter Letzt kann ein Unternehmen natürlich auch das Netzwerk des Verwaltungsrates für sich nutzen.
Verantwortung teilen
Doch als Geschäftsleiter profitieren Sie nicht nur vom Wissen und der Erfahrung des Verwaltungsrates. Unternehmertum hat leider auch Schattenseiten. Oftmals müssen schwierige Entscheide getroffen werden. Auch solche, die für die Mitarbeitenden schwerwiegende Folgen haben können. In solchen Situationen ist der Verwaltungsrat nicht nur Berater, sondern mitverantwortlich für die Entscheide und trägt diese mit.
Als Inhaber im Verwaltungsrat sitzen
Als Firmeninhaber werden einem keine Entscheidungskompetenzen weggenommen, wenn man eine AG gründet. Schliesslich kann man selber einen Sitz im Verwaltungsrat einnehmen, was bei KMUs üblich ist. Wichtig dabei ist, dass man die operative und strategische Sicht klar voneinander trennen kann. Gelingt dies, wird der Kommunikationsfluss optimiert, und Entscheide können schneller und verbindlicher gefällt werden. Roman Probst, der CEO der TRANSLATION-PROBST AG, sitzt selber im Verwaltungsrat seines Unternehmens. Er hat bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht, da es zu seinen Stärken gehört, Entscheide des Verwaltungsrates umzusetzen. Er kann sich jedoch auch vorstellen, dass es negative Situationen geben kann: «Es kann zu Kompetenzstreitigkeiten kommen, oder man verliert als Inhaber den objektiven Blick auf das Unternehmen, weil man zu nah dran ist.» Eine weitere Gefahr besteht darin, dass man Defizite des Inhabers nicht offen diskutieren kann.
Unter dem Strich kann man sagen, dass der Verwaltungsrat ein sehr sinnvolles Instrument ist, wenn er richtig zusammengestellt und eingesetzt wird. Denn sobald man Mitarbeitende einstellt, ist man als Unternehmer nicht mehr nur für sich selber verantwortlich, sondern auch dafür, dass die Angestellten am Ende des Monats ihren Lohn auf dem Konto haben. Mit der Erfahrung und Unterstützung eines Verwaltungsrates wird das Risiko, dies nicht mehr leisten zu können, im Zaum gehalten und das Unternehmen auf Erfolgskurs gebracht.
Über den Autor
Roman Probst
TRANSLATION-PROBST AG
Roman Probst ist Gründer und Verwaltungsratsmitglied der TRANSLATION-PROBST AG. Seit der Gründung des Unternehmens errang Roman Probst neben zahlreichen Auszeichnungen wie Jungunternehmer des Jahres (2006), KTI-Label des Schweizer Bundes (2012) und Spitzenplatz Goldene Feder (2014) vor allem eins: jährliche Wachstumsraten in zweistelliger Höhe. Roman Probst ist Unternehmer aus Leidenschaft und teilt sein Wissen häufig und gerne. Zum Beispiel als Speaker und Dozent, etwa an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Rahmen von Bachelor-, Master- oder Weiterbildungslehrgängen wie auch im nationalen CTI Entrepreneurship Programm.