Vier Gründe warum vertieftes Verständnis von Unternehmenskultur im Verwaltungsrat ein Gamechanger ist
Die Integration von Unternehmenskultur in die oberste Führungsspitze ist entscheidend, da Strategie und Struktur in Wechselwirkung zu Kultur stehen und den Kontext vorgeben, wie Menschen sich verhalten. So gesehen ist Kultur immer auch das Ergebnis von Strategie und Struktur. Deshalb gehört Wissen über Unternehmenskultur in den Verwaltungsrat. Lassen Sie sich von starken Argumenten überzeugen:
Entscheidungs- und Führungskultur beeinflussen die Qualität von Leistung
Wie werden Entscheidungen getroffen, Macht verteilt und welche Werte werden in der Führungsetage priorisiert? Verwaltungsratsmitglieder, die die Zusammenhänge von Unternehmenskultur und Führungssystemen verstehen, bringen Entscheide mit Werten und Zielen des Unternehmens in Einklang. Damit schaffen sie die Basis für Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Selbstwirksamkeit als Grundlage für die Strategieumsetzung.
Die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens hängt auch von der inneren Stabilität ab. Barometer sind etwa Arbeitsplatzsicherheit, psychologische Sicherheit oder Innovations- und Experimentierkraft. Wer bei geplanten Vorhaben den „Reifegrad“ einer Unternehmung berücksichtigt, trifft weniger Fehlentscheidungen. So kann zum Beispiel der Abbau von Hierarchie aus strategischer Sicht notwendig sein, jedoch bei der Belegschaft zu Verantwortungsstress führen. Die innere Stabilität kann ungewollt aus der Balance geraten und teure Auswirkungen mit sich ziehen.
Anreizsysteme beeinflussen Motive und Engagement:
Boni und Belohnungen können das Verhalten der Belegschaft beeinflussen und müssen deshalb mit der Strategie in Einklang stehen. Wie Mitarbeitende ihre Arbeit erleben und wer wofür belohnt wird, beeinflusst die Unternehmenskultur massgeblich. Wer die Zusammenhänge von Anreizsystemen versteht, fördert die richtigen Motive für gewolltes Engagement.
Wer Talente anziehen und Mitarbeitende binden will, muss eine Kultur von Möglichkeiten schaffen. Wer vertieftes Wissen über Motive und Verhalten von Menschen in die Strategie einbringt, kann besser geeignete Massnahmen identifizieren, Fluktuationskosten reduzieren und Mitarbeitende nachhaltig fürs Unternehmen begeistern.
Diskurskultur erhöht Ethik, Compliance und Riskmanagement
Wenn Entscheide im Einklang mit den ethischen Grundsätzen des Unternehmens stehen, gewinnt der Verwaltungsrat das Vertrauen der Belegschaft. Nur so können sie eine „Speak up Culture“ fördern, welche von der ganzen Belegschaft mitgetragen werden. Von einer Speak up Culture spricht man, wenn ein Klima vorherrscht, indem Mitarbeitende sich trauen zu sagen, was sie denken oder beobachten. Cyberkriminelle nutzen häufig soziale Ingenieurskunst, um menschliche Emotionen und soziale Dynamiken auszunutzen. Durch gezielte Manipulation bringen sie Angestellte dazu, sensible Informationen preiszugeben oder schädliche Aktionen durchzuführen. Eine Widerspruchskultur im Sinne von kritischem Denken, ist widerstandsfähiger und resistenter gegen Risiken der Manipulation und Missbrauch.
Unternehmenskultur beeinflusst den Unternehmenswert
Ein KMU-Unternehmer eines Produktionsbetriebes sucht eine Nachfolge. Im Zuge dieses Vorhabens merkte er, dass beim Unternehmensverkauf nicht nur aus quantitativen Werten, sondern auch die vorherrschende Kultur zählt. Er hatte eine unselbständige Belegschaft und war selbst im Unternehmen die Antwortmaschine für alle Fragen und Probleme. Während unserer Zusammenarbeit gewann der Inhaber ein neues Verständnis über Themen wie Selbstverantwortung, gute Führung, Zukunft und Wertschöpfung. Es reiften neue und eigene Konzepte zu Machtverteilung und Demokratie im Unternehmen. Strukturanpassungen, präzisierte und offene Prozesse wurden mit digitaler Integration eingeführt. Alle in der Belegschaft beherrschen neu mehrere Prozessschritte und lernten mit Tablets und neuen Systemen arbeiten. Die Teams haben eigene Budgets zur freien Verfügung.
Heute führt sich die Belegschaft ein grosses Stück weit selbst und digital: Viele wiederkehrende Probleme werden selbständig gelöst. Einsatzpläne und Kundenreklamationen ist Sache der Crew, sie entscheiden über Service und wann sie kommen und gehen. Dies führt zu erhöhter Selbstwirksamkeit, Mitdenken, interessanteren und abwechslungsreicheren Aufgaben und mehr Motivation.
2023 erreichte der Produktionsbetrieb eine Umsatzsteigerung von 63,8 % und führt damit in der Branche ein antizyklisches Wachstum an. Die gezielten Investitionen ergeben einen ROI von 500 %.
Zusammenfassung
Gute Unternehmenskultur stellt sicher, dass Herausforderungen nur unter Berücksichtigung von Grundannahmen, Denk- und Handlungsmuster, Werte, Überzeugungen, Emotionen, Konzentration und Leistung sowie positiver Energie gelingen können.
Dazu gehört vertieftes Wissen, Wahrnehmung, Auseinandersetzung und Offenheit für kritisches Hinterfragen. Zukunftskompetenz Kultur im Verwaltungsrat generiert die Verpflichtung, selbst eine kohärente und erfolgreiche Führung im Einklang mit dem Organisationszweck zu ermöglichen.
Über die Autorin
Manuela Broz
Manuela Broz, Kulturboosterin beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Unternehmenskultur.
2021 wurde sie für ihre Masterthesis „Ursache und Wirkung von Beziehungsgestaltung auf moralisches und ethisches Verhalten im digital Change einer Unternehmung“ mit dem Ethikpreis ausgezeichnet. Sie ist selbständig in der Führung und Kulturberatung, Verwaltungsrätin und bietet angehenden und gestandenen Führungskräften ein 5-tägiges Führungsseminar mit Blick auf Unternehmenskultur an. kulturbooster.com