"Habt ihr schon einen Beirat?" Diese Frage kommt sicher einigen bekannt vor. In der Schweiz ist eine zunehmende Tendenz zu Beiratsmandaten erkennbar. Es ziemt sich einen Beirat zu haben, der mit klingenden Namen von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und der Forschung gut bestückt ist.
Wozu eigentlich ein Beirat und wieso wurde es opportun, Beiräte ins Leben zu rufen?
Beiräte werden oft in GmbHs, in denen es keinen Verwaltungsrat gibt, aber auch in AGs eingesetzt. Grundsätzlich kommen Beiräte jedoch in allen Firmen vor, egal welche Rechtsform vorliegt. Die Rolle des Beirats oder der Beirätin wird sehr unterschiedlich interpretiert und geht von der rein kollegial beratenden und empfehlenden Stimme anlässlich von losen Treffen bis hin zur konkreten Meinungsäusserung und Handlungsempfehlung bei widerkehrenden und strukturierten Sitzungen. Vor allem bei familiengeführten KMUs stellt man fest, dass Beiräte dort eingesetzt werden wo faktisch die Unternehmensführung und Firmeninhaber identisch sind, um sich bei wichtigen strategischen Entscheidungen auf eine breitere Meinungs- und Wissensbasis abzustützen. Kleinere Unternehmen kennen diese Art von Beratung schon länger, haben doch viele erfolgreiche Unternehmer ihr eigenes kleines meinungsbildendes Gremium.
Die Beiratstätigkeit wird typischerweise mittels Verträgen vereinbart. In diesen Verträgen wird festgehalten, welche Aufgabe und Verantwortung sowie Entscheidungsbefugnis ein Beirat haben soll, wie oft die Beratung gewünscht wird (lose Treffen vs. strukturierte Sitzungen mit klaren Traktanden und Zielen) und wie die Entschädigung geregelt ist. Die Erfahrung zeigt, dass die Vergütung in der Regel tiefer als eine VR-Entlohnung ist, aber durchaus vergleichbar sein kann, wenn z.B. der zeitliche Aufwand analog einer VR-Tätigkeit ausfällt.
Ein konkretes Beispiel eines Schweizer Unternehmens:
Die Herausforderung einer Hightech Firma im Lifescience Markt lag darin, das Business Modell vom reinen Geräteanbieter hin zum automatisierten Workflow Solution Provider zu entwickeln. Dazu wurde eine Struktur aus Beiräten geschaffen, ein "Sounding Board".
Für jedes spezifische Geschäftsfeld wurden verschiedene Opinionleader aus der ganzen Welt aus den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion oder Marketing zu einem „Sounding Board“ zusammengeführt.
Die Market Manager eines Geschäftsfeldes führten die „Sounding Boards“. An Innovations-Round-Table Gesprächen präsentierten sie Produktideen oder diskutierten Nutzen und Vorteile verschiedener Workflow Solutions. In diversen Workshops sind so Ideen für neue Produkte und Anwendungen entstanden oder bestehende wurden verbessert. Ausgewählte Mitglieder aus dem „Sounding Board“ setzten diese Workflow Solutions auch in ihren Labors praktisch ein und gaben Feedback zu den neuen Produkten. Mit diesem Vorgehen wurde sichergestellt, dass marktgerechte Lösungen entwickelt wurden. Um die verschiedenen „Sounding Boards“ untereinander konkurrenzieren zu lassen, wurde ein jährliches Symposium für ausgewählte Kunden gegründet, an dem die erfolgreichsten Workflow Solutions präsentiert und prämiert wurden.
Das „Sounding Board“ hatte nur beratende Stimme, konnte jedoch seine Wünsche und Anliegen in die Lösungsentwicklung einbringen. Entschädigt wurden die Teilnehmer durch Übernahme der Reisekosten und Spesen für die verschiedenen Workshops, die zum Beispiel in der schönen Schweiz stattfanden. Weiter konnten die Mitglieder davon profitieren, dass eine für sie optimierte Ausgestaltung einer Workflow Solution entwickelt wurde. Andere Mitglieder nutzten zudem die Möglichkeit, mit Erfahrungsberichten oder Application Notes auf sich aufmerksam zu machen, indem die Firma diese Marketinginstrumente in der Community des Geschäftsbereiches gezielt publizierte.
Beide Seiten profitierten so voneinander. Dies war nur möglich, weil man sich vor der Einsetzung jedes „Sounding Boards“ genau überlegte, was die Aufgaben und Kompetenzen sind und welcher Nutzen einerseits der Firma und andererseits den einzelnen Mitgliedern des Beirates entsteht.
Fazit: Wie in diesem Beispiel veranschaulicht, erreicht man mit einem Beirat durch das beschreiten kreativer Wege oft klassische Win-Win Situationen.
Über den Autor
Christoph Kaufmann
KMU Kaufmann Management- und Unternehmensberatung
Christoph Kaufmann hat über 20 Jahre internationale Führungserfahrung auf C-Level und ist in verschiedenen VRs von Schweizer KMUs tätig. CBS Net hat seit 2015 über dreissig KMUs in der Nachfolgeplanung erfolgsorientiert begleitet.
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