Dr. Bjørn Johansson Associates wurde 1993 von Dr. Bjørn Johansson in Zürich gegründet. Heute zählt dieses Unternehmen zu den weltweit führenden Board-Advisory-Boutiquen und bietet sowohl Schweizer wie auch internationalen Unternehmen und Organisationen höchste Servicequalität. Der Fokus von Dr. Bjørn Johansson Associates liegt auf der Direktsuche nach den Top-Führungskräften in Management und Verwaltungsrat.
Das Spektrum unserer Klienten reicht von grossen multinationalen Konzernen über mittelständische Unternehmen (KMU) bis hin zu Start-up-Firmen und Non-Profit-Organisationen. www.johansson.ch
Fragen an Dr. Bjørn Johansson am 20.12.2016 von Dominic Lüthi, Gründer VRMandat.com
Dominic Lüthi: Sie gelten als "one of the World's most influential Headhunters" – würden Sie für uns ein Geheimnis lüften: warum vertrauen Ihnen grosse Unternehmen für die Besetzung von wichtigen Positionen schon so lange?
Dr. Bjørn Johansson *schmunzelt* Eigentlich müssten sie die Firmen bzw. meine Klienten fragen. Es wird wohl eine Kombination von über 36 Jahren Branchenerfahrung und meinem Leistungsausweis sein. Zudem bin ich trotz meiner 69 Jahre noch immer präsent, aktiv und vital. Ich fühle mich sogar an der Spitze meiner Karriere im Executive Search.
Dominic Lüthi: Wie viel Prozent von Ihren Platzierungen sind strategische Mandate (Verwaltungsrat, Stiftungsrat, Beirat, oder ähnliches)?
Dr. Bjørn Johansson : Es ist ca. ein Drittel Verwaltungsratssuche, ein Drittel sind CEOs und ein Drittel Konzernleitungsmitglieder. Im Moment ist es etwas mehr Verwaltungsratssuche. Ca. 30% unserer Tätigkeiten sind in der Schweiz, ca. 40% in Europa, ca. 20% in den USA und der Rest in Asien. Ich möchte anfügen, dass natürlich alle meine Suchaufträge mit Strategie zu tun haben.
Dominic Lüthi: Um unseren Leserinnen und Lesern eine Hausnummer anzugeben, von welchen Vermittlungsbeträgen reden wir bei der Besetzung eines Top-VRs (oder einer Top- Operativen Position)?
Dr. Bjørn Johansson : Es ist sehr unterschiedlich. Die Vermittlungsfee für einen CEO kann in seltenen Fällen eine bis zu siebenstellige Summe sein. Unter CHF 200‘000.- arbeiten wir nicht. Für einen Verwaltungsrat beginnen wir ab CHF 120‘000.-, für einen VRP ab CHF 240‘000.-
Dominic Lüthi: womit sind VR-Honorare für ein Mitglied eines VR von einer Schweizer Bank von CHF 480'000.- pro Jahr zu rechtfertigen?
Dr. Bjørn Johansson : Zuerst muss man einmal sagen, dass in der Schweiz die höchsten VR-Honorare in der Welt bezahlt werden. Des Weiteren sind wir die Nummer 1 in der Welt in Sachen multinationaler, multikultureller und globaler Konzernleitungen, respektive Verwaltungsräte. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Bei den 30 grössten Unternehmen in der Schweiz sind über 40% der VRPs Ausländer, bei den CEOs sind es über 70%.
Als Verwaltungsrat eines solchen Unternehmens ist man nicht nur permanent mit gewichtigen Risiken konfrontiert, man haftet heute. Es gibt auch heikle Zeiten, in denen man sehr viel mehr arbeiten muss als die vielleicht üblichen 16-20 Tage pro Jahr. Die erfreuliche Botschaft ist aber: Wir haben absolut keine Probleme, gute Verwaltungsräte zu finden.
Dominic Lüthi: Sie arbeiten als Headhunter nur auf Auftragsbasis, trotzdem die Frage: Bekommen Sie auch Anfragen von Kandidaten/innen, die sich spezifisch ein Verwaltungsratsmandat wünschen?
Dr. Bjørn Johansson : Wir arbeiten nur auf Auftragsbasis, trotzdem bekommen wir im Jahr zwischen 1‘500 und 1‘800 Anfragen für alle möglichen Positionen. Jede dieser Anfragen wird von uns beantwortet.
Dominic Lüthi: Was raten Sie diesen Menschen?
Dr. Bjørn Johansson : Gewisse dieser Menschen kommen in unsere Kartei. Nicht alle eignen sich. Es ist für viele Menschen ein Traum, aber man muss realistisch sein. Vielleicht ist es vergleichbar mit dem Fussball, nicht alle Spieler können in der Champions League spielen.
Dominic Lüthi: Nehmen Sie einen grossen Unterschied wahr, in der Suche nach Kandidaten für einen Verwaltungsrat / einen Stiftungsrat / einen Beirat?
Dr. Bjørn Johansson : Stiftungsräte arbeiten teilweise ehrenamtlich oder mit anderen Honoraren als Verwaltungsräte. Es gibt Führungskräfte, die der Welt gerne etwas zurückgeben möchten und sich speziell für die Arbeit in einer NGO oder einer NPO interessieren; hier besteht insofern ein Unterschied in der Suche.
Dominic Lüthi: ca. 99% aller Schweizer Unternehmen sind KMUs – dies wohl auch weil der Begriff KMU (je nach Definition) ein weiter ist und von 1 Mitarbeiter bis zu 250 Mitarbeitern reichen kann. Ca. 93% von allen Schweizer Aktiengesellschaften beschäftigen nur 1 bis 49 Personen. Dementsprechend gäbe es einiges an Potential, im Schweizer KMU-Markt Verwaltungsräte zu vermitteln. Warum wird das Ihrer Meinung nach noch zu wenig getan? (Kosten, Vertrauen, Gewohnheit, eigene Netzwerke, etc.)
Dr. Bjørn Johansson : Ich könnte mir vorstellen, dass das verschiedene Gründe hat:
Zum einen existiert in vielen Kleinunternehmen meistens ein einziger „Bestimmer“, z.B. ein Eigentümer, ein Gründer oder ein Hauptaktionär. Diese Person ist der Kapitän und will vielleicht (zu Recht oder zu Unrecht) nicht zu viele Beeinflusser haben. Als weiteren Grund könnte ich mir vorstellen: Viele KMUs sind typische Familienunternehmen. Dort besteht das Lenkungsgremium dann z.B. aus Eltern und Kindern. In vielen dieser Konstellationen wurde vielleicht der Vorteil einer externen, neutralen und unabhängigen Person noch nicht entdeckt. Oder man sieht den Vorteil noch zu wenig. Ein weiterer Grund ist bestimmt auch die Unsicherheit und Unerfahrenheit: Weshalb brauche ich einen professionell aufgestellten Verwaltungsrat, wenn doch alles gut läuft? Und wie würde ich die richtige Person finden?
Schlussendlich ist es bestimmt auch eine finanzielle Frage. Was kostet die Suche und die jährliche Entlohnung eines Verwaltungsrates? KMUs machen sich diesbezüglich bestimmt mehr Gedanken als Konzerne mit Milliarden-Umsätzen.
Allgemein gesagt könnte ich mir vorstellen, dass mangelnde Erfahrung und Transparenz dafür verantwortlich ist, dass immer noch im engsten Umfeld (Stichwort: Familie, Freunde, Verwandtschaft, Serviceclubs, etc.) nach Verwaltungsräten gesucht wird. Oder es sind die anderen Gesellschaften (z.B. die GmbHs, etc.), die nicht wissen, dass sie einen Beirat installieren könnten – aber zu beiden erwähnten Themen wird wohl VRMandat.com die Lücke füllen.
Dominic Lüthi: Ist eine VR-Tätigkeit in KMUs förderlich oder hinderlich, um bei einem Big Player in den VR gewählt zu werden? Mit anderen Worten: Positioniert sich jemand, der bei einem KMU im VR ist?
Dr. Bjørn Johansson : Ich persönlich kenne viele Personen, die in grossen Unternehmen im Verwaltungsrat sind, welche nebenbei auch in kleinen Unternehmen oder gar Startups sind. Es ist heute dahingehend transparenter geworden. In einem KMU kann man als Verwaltungsrat vielleicht mehr bewegen, oder in einer Non-Profit Organisation viel zurückgeben, weshalb ich die Motivation verstehen kann.
Dominic Lüthi: Vor allem KMUs haben die Herausforderung, dass sie hochentwickeltes Personal für den VR suchen, aber oft nicht dementsprechende Entlohnungsmöglichkeiten haben. Was raten Sie diesen Unternehmen?
Dr. Bjørn Johansson : Es gibt bestimmt verschiedene Modelle und auch Lösungen für Startups, zudem darf es ja auch ein dynamisches System sein: Man könnte zum Beispiel das VR-Honorar gewinnabhängig machen. Wenn das Unternehmen noch keinen Gewinn auszeichnen kann, könnte man sich zu Beginn mit wenig Honorar einigen. Das kann sich ja mit der Zeit entwickeln. Bei kleineren Unternehmen bietet es sich zudem an, weniger Personen im Verwaltungsrat zu haben.
Dominic Lüthi: aktuell wird vor allem die Gender-Diversity, respektive deren Regulierung diskutiert. Gibt es Ihrer Meinung nach auch andere Merkmale, denen man in Zukunft mehr Beachtung schenken wird?
Dr. Bjørn Johansson : 1. Unabhängigkeit: Ich glaube, dass die Unabhängigkeit im VR in Zukunft an Wichtigkeit gewinnen wird. Zum einen heisst das, dass alle Mitglieder des VR frei und unabhängig entscheiden können. Es ist schwierig, wenn sich ein VR-Mitglied wegen des Prestiges oder der Entlohnung an sein Mandat klammert. Die VR-Mitglieder sollten nicht wie eine „Fahne im Wind“ reagieren. Zum anderen bedeutet Unabhängigkeit auch, dass der Verwaltungsrat frei in seiner unternehmerischen Meinung ist und z.B. keine Angst haben sollte, zu sagen was er denkt und was er für richtig hält.
2. Mix: Ich denke Diversität wird in Zukunft wichtig sein und ein dynamisches System bleiben. Damit meine ich nicht nur Gender-Diversity, sondern auch einen Mix bezüglich des Alters, der Skills und der Branchenkenntnisse. Je nachdem, wo sich das Unternehmen befindet, Stichwort Internationalisierung, Wachstum, etc.
Dominic Lüthi: Eine gesetzlich verordnete Frauenquote in den Verwaltungsräten hätte nachweislich klare Vor- aber auch Nachteile. Gäbe es Ihrer Meinung nach auch einen „weicheren“ Lösungsweg?
Dr. Bjørn Johansson : Ich glaube, das Ganze durch ein starres Gesetz regulieren zu wollen, ist der falsche Ansatz. Ich persönlich finde das Englische System das zielführendste: In der Westlichen Welt und in der Schweiz verzeichnet man einen Trend zu mehr Frauen in Verwaltungsräten, obschon es noch keine Gesetzgebung gibt.
Die Frage stellt sich, ob die starre Frauenquote Norwegen etwas gebraucht hat - die Antwort lautet nein. Weil man offensichtlich nicht genügend qualifizierte Frauen gefunden hat, hatte diese Quote eine Nivellierung nach unten zur Folge.
Dominic Lüthi: Die Generation Y ist in der Berufswelt angekommen (jene, die im Zeitraum von etwa 1990 bis 2010 zu den Teenagern zählten), viele davon sind bereits in Top Berufspositionen tätig. Wie stehen Sie zu jüngeren Menschen im Verwaltungsrat eines gestandenen Unternehmens?
Dr. Bjørn Johansson *lächelt* in Harvard gab es immer eine Standard-Antwort: „It depends“. Wahrscheinlich kommt’s auf die Branche an: Wenn Sie ins Silicon Valley schauen, damals und heute: Microsoft, Apple, Google, Facebook, Tesla, etc. das waren sehr junge Leute, die diese Unternehmen gegründet haben. Bill Clinton wurde mit 44 Jahren Präsident der USA und hatte damit einen der grössten Jobs auf der Welt.
In der „alten Welt“ (Grossbank, Pharma, etc.) ist es sicher schwierig als 28ig-Jähriger in den Verwaltungsrat zu kommen, das ist ein ganz anderer Kosmos. Wichtig erscheint mir mittels Unternehmertum Wachstum und damit Arbeitsplätze zu schaffen um z.B. auch Jungendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Dominic Lüthi: Haben Sie eine generelle Empfehlung für die KMU-Inhaber/innen in Sachen Verwaltungsrat:
Herr Dr. Bjørn Johansson empfiehlt den KMU-Inhaberinnen und Inhaber grundsätzlich ein neutrales und unabhängiges Mitglied in den Verwaltungsrat zu wählen. Sei es um eine bessere Aussensicht zu ermöglichen oder vielleicht einmal eine Korrekturmassnahme eingeflüstert zu bekommen. Einen Sparringpartner zu haben ist für den VRP / CEO essenziell. Vielleicht kann diese Rolle einmal vom Anwalt oder vom Treuhänder eingenommen werden – doch diese Meinung könnte auch zu einseitig sein.
Herzlichen Dank; Dominic Lüthi für das VRMandat.com-Team.
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Dr. Bjørn Johansson Associates wurde 1993 von Dr. Bjørn Johansson in Zürich gegründet. Heute zählt dieses Unternehmen zu den weltweit führenden Board-Advisory-Boutiquen und bietet sowohl Schweizer wie auch internationalen Unternehmen und Organisationen höchste Servicequalität. Der Fokus von Dr. Bjørn Johansson Associates liegt auf der Direktsuche nach den Top-Führungskräften in Management und Verwaltungsrat.